12.09.2011 - Chaos nach Hagelsturm
Über das Eichsfeld zog Sonntagnachmittag ein schweres Unwetter mit Hagelstürmen und Regenschauern. Die Telefone von Polizei und Rettungsleitstelle liefen heiß. "Das Unwetter hat uns flächendeckend erwischt", hieß es aus der Leitstelle. Rund 30 Wehren waren im Einsatz.Heiligenstadt. "Es ist chaotisch", sagte ein Polizeibeamter. Bäume und Telefonmasten seien umgeknickt, Straßen voller Schlamm, Dächer beschädigt. Land unter hieß es in Gernrode. Schlamm, Äste, sogar ganze Baumstämme waren vom Feld auf die Straße und in anliegende Häuser gespült worden. "Das ist die Krönung, das habe ich noch nicht erlebt", so Stefan Barthel. Sein Keller steht völlig unter Wasser. Hof und Garten sind von Schlamm und Ästen überzogen. "Wir haben hier immer Probleme mit Wasser bei starken Gewittern. Zum Glück haben die Türen den Schlamm ein wenig draußen gehalten", meinte er. "Eine Schlammlawine wälzte sich auf der Straße aus Richtung Breitenholz ins Dorf", berichteten Anwohner.
Mit Besen und Schippen machten sie sich sofort daran, erste Schäden zu beseitigen und vor allem die Abflüsse wieder freizumachen. Auch die größten Stämme wurden von der Straße geräumt. Die Helfer fanden zudem viele Fische, die es auf die Straße gespühlt hatte. Wasser und Schlamm versperrten in Gernrode die Hauptkreuzung. Die Wipper war an einigen Stellen über die Ufer getreten, Teile der Seebothsmühle wurden überschwemmt. Ähnlich das Bild in Beuren. Fast wie Schnee bedeckten dicke Hagelkörner den Boden. Leine und Rohrbach traten über die Ufer, überschwemmten Häuser. Keller liefen voll die Wehr rückte mehrfach aus. In Worbis kündigte sich das Unwetter mit einem minutenlangen, lauten Dauergrollen an, ehe es zu hageln begann.
Kniehoch stand das Wasser gegenüber dem Rewe-Markt, in der Industriestraße bedeckten 50 Zentimeter hohes Wasser und Schlamm den Boden. Der Morast drang in die Verkaufsräume sowie Werkstätten eines Autound Motorradhändlers. Betroffen auch die Bahnhofstraße und die "Hinter dem Kloster". In Leinefelde an der Abfahrt zur Autobahn stand der Dreck, der von den Hängen herunterkam, auch auf der A 38 von Heiligenstadt nach Leinefelde war Wasser. In der Leinestadt selbst gab es Schäden an vielen Autos. Durch die großen Eiskugeln wurden unter anderem Dachfenster zertrümmert. In Breitenbach liefen Keller voll, Dächer wurden beschädigt, Kunststoffjalousien an Fenstern sahen aus, so ein Augenzeuge, wie mit einer Schrotflinte zerschossen. In Wingerode und Bodenrode gab es ebenfalls Schäden.
"Eine Schlammlawine kam von Steinbach herunter", sagt der Bürgermeister von Bodenrode-Westhausen, Gerald Weidemann, der froh über die Hilfe seiner Wehr war. In Etzelsbach sei es nicht ganz so schlimm gewesen, konnte Pfarrer Franz-Xaver Stubenitzky mitteilen. Das Pilgerfeld und die Bühnenaufbauten wären vom Unwetter nicht betroffen. In Kefferhausen allerdings knallten Hagelkörner so an Hausfassaden, dass die in Mitleidenschaft gezogen wurden. Um die Bahnunterführung bei Beuren wieder passierbar zu machen, mussten Wehren mit schwerer Technik ran. In Sturzbächen kam der braune Morast von den Feldern. Die Straße wurde gesperrt. In Birkungen liefen Keller voll, am Friedhof knickten Äste von den Bäumen.
In Heiligenstadt tobte das Unwetter kurz nach 16 Uhr, die Stadtfestgäste flüchteten in die Geschäfte. Erst gab es taubeneigroße Hagelkörner, dann goss es in Strömen. Das Wasser lief in Bächen über die Straßen. "Ich bin seit 1995 auf dem Markt, aber sowas habe ich noch nicht erlebt. Allein meine Plane kostet 800 Euro, ich hatte riesiges Glück", berichtete die fassungslose Händlerin Angelika Beckert aus Gotha. Auch Kollege Norbert Schierke aus Heldrungen stand der Schock ins Gesicht geschrieben. "Ich habe es mit der Angst zu tun gekriegt. Das kam so schlagartig, dass man kaum etwas tun konnte", so der Händler. Unwetterschäden gab es laut Peter Krebs, Chef der Leitstelle, auch in Bischofferode und Großbodugen, Lindewerra, Gerbershausen, Fretterode sowie Wahlhausen.
12.09.11 / TA
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